Montag, 4. Januar 2021

ENO - Ein Traum

 

ENO

Ein Traum

Postsurrealistisches Minidrama

 

 

Im Büro des Gesundheitsministers Schieber; an der Wand hinter dem Schreibtisch

            eine übergroße Reproduktion von René Magritts Die Liebenden;

            Kanzler Kürzer tritt ein.

 

Kürzer (überreicht Schieber ein leeres Terrarium):

            Ich hab da was für Sie. Schaut aus, als wäre es leer. Es ist so gut wie nichts drin,

            aber doch etwas. Nennt sich ENO.

Schieber (stellt es auf seinen Schreibtisch, starrt hinein):

            EGO?

Kürzer (eher ungehalten):

            Sie müssen besser zuhören: ENO nicht ego. Verstanden?

Schieber: Na ja.

Kürzer: Sie müssen darauf aufpassen! (Verlässt das Büro)

Schieber (ratlos; mit dem Rücken zur Tür, verdeckt das Terrarium; greift hinein;

            setzt ETWAS auf den Boden):

            ENO platz!

 

Es vergehen einige Minuten; NICHTS passiert. Der Kanzler kommt unbemerkt zurück,

            beobachtet die Szene.

Schieber: ENO platz!

Kürzer (schreiend): Offensichtlich haben Sie wieder einmal nichts verstanden!

Schieber dreht sich erschrocken um; rutscht beinahe aus.

 

Vorhang

Gottesstaat Österreich

 

Gottesstaat Österreich

Personen: Pius I, Pius II

Pius I: Bruder, hast du gesehen, wie die Polizisten in Deutschland die Kinder und ihre Eltern von der Rodelpiste gescheucht haben? Da können wir uns ein Beispiel nehmen!

Pius II: Ja, beeindruckend wie die Polizei für Ruhe und Ordnung sorgt! Wo kommen wir denn da hin, wenn die Kinder frei herumlaufen! Und die Eltern erst! Zurück ins Home Office!

Pius I: Ja, sie sollen die eigenen vier Wände nicht verlassen dürfen! Lieber bei Amazon 2m großen digital Fernseher bestellen, weil: geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns Allen gut!

Pius II: Ja die Kinder gehören vor die Play Station – Sie brauchen keine realen Freunde mehr, weil sie treffen sich eh virtuell

Pius Ija, und wenn sie zu dick werden, sollen sie die christlichen Fastenzeiten einhalten!

Pius II: Wir könnten eigentlich die Schulen alle virtuell gehen lassen, das hat enormes Einsparungspotential! Gleichzeitig gewähren wir unseren Freunden von der Industriellenvereinigung aus Steuermitteln viele Hilfen, die Kultur speisen wir ab mit einer Einmalzahlung von 100 Euro, damit die Künstler ruhig gestellt werden.

Pius I: Für unsere Freunde unter den Experten des Finanzkapitalismus und deren Kinder machen wir öffentlich geförderte Privatschulen mit Zugangsbeschränkungen. Dann brauchen wir auch keine Konsumenten mehr, weil aus Geld wird mehr Geld!

Pius II: Ja Corona ist eigentlich ein Geschenk Gottes! Endlich können wir die kritischen Geister in Zaum halten. Das Parlament wollen wir von jetzt an zur geistigen Einkehr und Gebetsstunde nutzen!

Pius I: Ja, wir sagen den Leuten einfach: Gebete helfen viel mehr gegen Covid als Impfungen, die wir ja gar nicht haben  - ja, die Normalität brauchen wir nicht mehr, denn wir wollen einen Gottesstaat!

Pius II: ja, wenn wir bald nach der Wahl im Herbst  des General- auch die Redaktionschefs des ORF beherrschen (siehe Standard 1.1.2021), merkt sowieso keiner mehr, was wirklich passiert, so, wie bei unserem Freund Orban!

Sonntag, 3. Januar 2021

Message Control in der Badewanne

Message Control in der Badewanne

Kanzler Kurtz sitzt nackt in einer weißen Badewanne und schrubbt sich den Rücken mit einer altmodischen Bürste mit langen Griff. Die Bühne wirkt leicht unheimlich wie Dschungel und Brando in Apocalypse Now. 


KK: “Ahh, ahhah, ahh!”


Stöhnt eine Zeit lang mit unterschiedlicher Lautstärke und unaufdringlicher, pubertärer Sinnlichkeit vor sich her


“Ahh, ahh, oahhh.


Des nenn I message control, genau durt bürsten, wo’s weh tut.


”Die Trotteln überschlogn si und schreibn Stöllungnomen über Stöllungnomen zu meinem Gsetz.

Bis dass da Kompjuta krocht, bis er krocht.”


Stöhnt, lächelt dabei


“Daweil werdn s'es eh gspeichert und gspeichert, folls si ahner aufregt und sei Stöllungnome muas behondlt wern.


Un dann geht aner von uns und schreddert des gonze dreimal, damit’s ja ois furt is und es konn kaaner mer zruckbringan.”


bürstet interessiert an seinen zehen herum


“wonn die trotteln glaubn, sie hobm was mitz’reden bei mein g’setzt, do sans schief g’wickelt.

I hob die Balkanrute gsperrt, I werd a no die Koronaroute sperren und unsa Wossa rettn.


Wie kumm I denn dazu, dass I mi mit an Woschwosser von an Tirken oder an Dchuschn woschn muas?!.


do kennt I ned so gmiadlich in meiner Bodewann sitzen und meine Zechen birschtln.”


Bürstet und stöhnt


“Des Wosser is wos Heiliges!


Do kannst vül Göld damit vadeanan.


Obar sauber muaß es sein. Sauber!”


“Und damit es sauber bleibt, muas ma es verteidigen, schlogkräftig und entschlossen verteidigen.


Do konn net an jeder mitreden und mitspüln, sunst wird des nix.


Und I bin gwölt, I bin wirklich gwölt, i bin und I bleib a gwölt.


Des hot mia da Kardinal versprochen.


Und I glaub an eam, 

I glaub eam!”


Beginnt: -Alle Vöglein sind schon da-, leise, aber leicht falsch zu pfeifen.


Bürstet dabei ungeniert weiter seine Zehen


Vorhang










Lockdown mit Vanillekipferl

 Er: „War das notwendig, dass du zu Weihnachten von der Mama die Mehlspeis mitgenommen hast?“

Sie: „Schau, sie hats ja jetzt eh schwer genug, so allein zu den Feiertagen. Da wär‘ sie sicher traurig gewesen, wenn ich die Sachen nicht mitgenommen hätt‘!“

Er: “Ich kanns schon nimmer sehen, das Zeugs! Früher is‘ ja immer weggekommen, wenn Besuch gekommen is. Nach dem ersten Flascherl habens immer zugegriffen.“

Sie: „Nimmst halt wieder ein paar ins Büro mit!“

Er: „Ins home-office?“

Sie „Ah ja …Aber wegschmeissen tu ichs auch nicht, is ja schad‘ drum“

Er: „Wir schmeissen ja sowieso überhaupt nix weg! Wie’s da ausschaut bei uns! Überall die leeren Schachteln von die Geschenke! Hat ja alles der Paketdienst gebracht heuer!“

Sie: „Die sind aber auch praktisch! Ich möcht‘ ja nicht immer extra eine Schachtel kaufen wenn ich was verschicken möcht! Außerdem sind die Schachteln nicht leer – sind überall Kekse drin!“

Er: „Du, ich hab da eine Idee ….“

 

Wien (apa): Wie soeben gemeldet wird, kommt es auf Grund technischer Schwierigkeiten zu Verzögerungen von Amazon-Lieferungen aus dem neuen Verteilerzentrum in Wien-Liesing.  Grund dafür sind zahlreiche Rücksendungen, die beim Öffnen oder auch beim Versuch der Zerstörung klebrige Staubwolken entwickelten. Die Belegschaft musste evakuiert werden, das gesamte Gebäude muss einer gründlichen Untersuchung und Reinigung unterzogen werden.

Samstag, 2. Januar 2021

Freiheits-Training für Österreichs Bürger, ein Dramolett

Freiheits-Training für Österreichs Bürger, ein Dramolett

(23.9.2021, Wien 1010, Lichtenfelsgasse 7, Festsaal.
Wöchentliche Tagung des GEHEIMEN WÄCHTERRATES)

ERSTER WÄCHTER (von seinen Kollegen NOVOMATIC-GRAF genannt): Wir kennan zfrieden sein. Vüle Österreicher haben sich brav frei-getestet und haben dafür unsere Vergünstigungen kriagt, Frei-Kino, Frei-Bier, Frei-Bad, etc.

ZWEITER WÄCHTER (von seinen Kollegen KARDINAL genannt): Recht viele Österreicher haben sich schon frei-geimpft und dürfen wieder an unserem öffentlichen Leben teilnehmen und in die Kirche gehn. Das ist ein sehr schöner Trainingserfolg!

DRITTE WÄCHTERIN (von ihren Kollegen HORTEN-HEIDI genannt): Jetzt wird's Zeit für den nächsten Schritt!

VIERTER WÄCHTER (von seinen Kollegen einfach RENE genannt): Müassat ea net scho da sein?

(Es klopft, man hört eine kindliche Stimme): Derf I schon reinkommen?

DRITTE WÄCHTERIN vulgo HORTEN-HEIDI: Na kumm halt eini. 

DER BUNDESKANZLER (schüchtern eintretend, verbeugt sich, ungewohnt unsicher): Na, seid's eh no zfrieden mit mir?

ERSTER WÄCHTER vulgo NOVOMATIC-GRAF: Bist brav gwesn, alle Grünen sitzn scho bei mir neben der Glawischnig oder san auf Entzug in ana Klinik. 

VIERTER WÄCHTER vulgo RENE: Aber oft is weniga mea. A bisserl mea Bscheidenheit tät ma uns holt wünschen, damit s weniga Wickel bei die Leit gibt. Eher so wie da seelige Figl. Sog halt amol, du kannst was ned, oda du hast di giart.

ZWEITER WÄCHTER vulgo KARDINAL (würdig): Wir schreiten nunmehr in die nächste, entscheidende Phase; mit Gott wird Österreich wieder wählen!

DRITTE WÄCHTERIN vulgo HORTEN-HEIDI: zur Vorbereitung machst mit deine Burschen a Marketing-Kampann. Wir führen des neue Frei-Wählen ein. Wast eh, wer di wöhlt, kriagt a was, Würtschln, Steuererleichterung, derf die Maskn abenehman etc. Wirstas scho mochn, bist ja unser talentierter Bua.

DER BUNDESKANZLER (langsam verstehend): Ah, is scho soweit, I kriag die Absolute? Wieviel Göd habt's fia die Medien?

ERSTER WÄCHTER vulgo NOVOMATIC-GRAF (gütig zwinkernd): Wast eh, Koste es, was es wolle...

DER BUNDESKANZLER (eifrig): Jawoll, Alles klar, bin schon unterwegs
(tritt hastig nach rechts ab) 

VIERTER WÄCHTER vulgo RENE (nüchtern): Was mach ma mit eam, wenn ea fertig is?

ZWEITER WÄCHTER vulgo KARDINAL (mit sanfter Stimme): Den braven Burschen nehm ich dann zu mir mit nach Rom!

ERSTER WÄCHTER vulgo NOVOMATIC-GRAF (routiniert): Nachdem also alles geklärt ist, beende ich diese Sitzung.
(Alle nach links ab, Vorhang)

Quellen:
https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVII/ME/ME_00088/imfname_858399.pdf

MAGIC DATA

 Ulrich hat beruflich und aus Berufung viel mit Zahlen zu tun – Statistiker, jetzt vor allem im Einsatz bei der Auswertung der Daten zur aktuellen Pandemie.

Es war ihm zur Angewohnheit geworden, sich regelmäßig selbst zu testen.

Eines Morgens – Positiv!

Überrascht, nicht besonders erschrocken, da er sich nicht zur Risikogruppe zählte, ruft er seiner Frau zu: „Schatz, mein Test ist positiv!“

Sie antwortet: „Was, zeig her, das glaub ich nicht! Wo solltest du dich denn angesteckt haben?“

Er zeigt ihr den Test. „Aber das ist doch einer von meinen Schwangerschaftstests! Und er ist positiv! Als ich vorher einen gemacht habe, also mein Schwangerschaftstest war negativ!“ Den richtigen Coronatest, den er dann doch noch zuwege brachte, war dann wie erwartet negativ

Sie ließen es nicht darauf beruhen, vermutlich Opfer eines statistischen Fehlers geworden zu sein. Auch alle weiteren Tests in den modernsten Laboratorien und Spitälern des Landes ergaben das gleiche Resultat: er war schwanger und würde ein Kind auf die Welt bringen! Es gab zwar keine wirkliche Erklärung dafür, wie das überhaupt möglich sein konnte – eine Freundin mit starkem Hang zur Esoterik meinte, es müsse eine Art Selbstbefruchtung gewesen sein, schließlich war sie schon immer der Meinung, dass Männer ihrem weiblichen Anteil mehr Raum geben sollten – aber nach der üblichen Zeit war auch am Ultraschall ersichtlich, dass es ein Mäderl ist.

Es sollte ihr erstes Kind sein, und sein Fokus richtete sich darauf, in welcher Welt sie sich wünschten dass es aufwächst und wie diese Welt aller Wahrscheinlichkeit nach tatsächlich aussehen wird – und was dazu getan werden kann, das es eine gute Welt ist! 

Er war sich bewusst, dass er nun tatsächlich einen gewichtigen Beitrag leisten konnte. Er war eine Berühmtheit geworden, die Aufmerksamkeit der Medien war auf ihn gerichtet, sein Blog wurde von Millionen gelesen und kommentiert – nicht, dass er viel Aufmerksamkeit darauf verschwendete, er konzentrierte sich vielmehr auf die statistischen Daten, die ja nunmehr Dank der Zusammenarbeit von internationalen Organisationen in großer Menge – und kostenlos! – zur Verfügung standen. Er hütete sich auch davor, in irgendeiner Form eine Ideologie oder Regierungsform zu bevorzugen, er wies vor allem auf die Daten hin und ermunterte dazu, sich selbst einen Reim darauf zu machen – die Mehrzahl der Leute war ja nicht blöd, auch das ließ sich aus den Daten herauslesen.

Ein wichtiger Indikator für ihn war jedenfalls die Kindersterblichkeit – weltweit gesehen war diese in den letzten 20 Jahren erheblich zurückgegangen, zusammen mit einem Rückgang extremer Armut und der Geschwindigkeit des Bevölkerungswachstums sowie mit einem weltweiten Anstieg des Durchschnittseinkommens – durchaus überraschend auch für ihn, wurde er doch von den Medien mit ganz anderen Aussagen und Inhalten bombardiert. Die entscheidenden Faktoren dazu klangen recht banal – Bildung, sauberes Wasser, Elektrizität waren dabei entscheidende Faktoren. Und er war sich auch bewusst, dass diese Entwicklung keine Selbstverständlichkeit war und durchaus einen falschen Weg einschlagen konnte – die Zacken auf den Statistiken des 20. Jahrhunderts zeigten genau die Weltkriege, die spanische Grippe oder die Hungersnot in China noch in den 1960er Jahren. Und genau so ließ sich auch herauslesen, wie wichtig weltweit koordiniertes Vorgehen für die ökologischen Probleme war.

Auch in seinem unmittelbaren Umfeld konnte er nun gravierende Missstände verorten, die ihm vorher nicht so bewusst waren – warum gab es keine flächendeckenden Einrichtungen zur Kinderbetreuung, warum gab es so offensichtliche Defizite im Bildungsbereich? Warum wurden Organisationen gefördert, die unverblümt Ungleichbehandlung von Mann und Frau befürworteten? Dagegen konnte er nun mit Vehemenz auftreten.

Er selbst war ja nun ein winziger statistischer Teil – der erste schwangere Mann! Wer weiß, ob das eine einmalige Laune der Natur war oder auch einen exponentiellen Verlauf nehmen sollte? Evolutionär betrachtet machte es durchaus Sinn, auch wenn es noch keine Erklärung dafür gab ….

Jedenfalls hatten sie schon einen Namen gefunden, völlig frei von Statistik und für den Fall der Fälle auch für einen Buben – man weiß ja nie genau was kommt.

 

Auf die Zukunft!

 

 

OLDIES UNTER SICH

 


OLDIES UNTER SICH:

Wollen wir, dass unsere Enkelkinder in solch einer Arbeitswelt arbeiten werden?


R: die Arbeitgeber wollen rechtlose Arbeitnehmer haben


A: die SPÖ sieht es nicht oder versteht es nicht

S: in den USA sind alle Milchprodukte der Region New York von der Arbeit illegaler Mexikaner abhängig; diese illegalen Mexikaner dürfen nicht einmal die Farm verlassen, sonst würde man sie finden; trotz der Forderung, dass die Ausländer nicht kommen sollen, werden die Illegalen genommen, da die Wirtschaft davon abhängt und da sie Lohndruck erzeugen 

R: das ist die gute Zusammenarbeit von Unternehmern, die billige Arbeitskräfte brauchen und die untere Schicht gegen die unterste aufhetzen 

W: diese Arbeitnehmer haben höchstens einen Kollektivvertrag, aber keine Gewerkschaft 

H: die Gewerkschaft ist lahm geworden 

A: das Wirtschaftssystem hat sich sehr geändert; es gibt Konzerne wie das von Stronach und Amazon, wo es keinen Betriebsrat gibt

H: wir kaufen bei Amazon ein und lassen zu, dass dies geschieht 

W: es gibt in Österreich das Arbeitsverfassungsgesetz, aber die Firmen sind so organisiert, dass dieses Gesetz nie zum Tragen kommt

H: die SPÖ sollte sich dieser Sache annehmen 

W: die SPÖ will das eh, aber es ist nicht so leicht 

S: das würde bedeuten, sich konsequent im Supermarkt anzustellen und nicht die automatische Kassen zu benützen 

A: die Macht der Konsumenten hat Grenzen; in Deutschland gibt es Rechtsexperten, die Betriebe berät, wie man Betriebsräte los wird

D: Logistikfirmen wie DPD haben keine Belegschaft, da kann man nicht gewerkschaftlich eingreifen 

H: die Rahmenbedingungen für Betriebe werden immer noch von der Gesellschaft gemacht – wollen wir, dass unsere Enkelkinder in solch einer Arbeitswelt arbeiten werden?



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