Mittwoch, 2. Februar 2022

Umverteilung auf der Insel der Seeligen - ein Märchen

In einem schrecklichen Unwetter kentert das Boot eines Reisenden.
Er hat Glück und wird total erschöpft an den Strand der Insel der Seeligen gespült.
Dort leben 100 Insulaner in perfektem Frieden. Alle sind auffallend glücklich und zufrieden.
Überaus hilfsbereit nehmen sie den Gestrandeten bei sich auf. Als er wieder zu Kräften gekommen ist erzählen ihm ihre Geschichte:
Sie haben alle das gleiche Vermögen und lassen ihr Geld arbeiten.
Sie investieren es in die wunderschöne Landschaft, bauen auf fruchtbaren Böden herrliche Früchte an und züchten kräftige Tiere, die sie an ihre Mitbewohner verkaufen. Manche legen ihr Geld auf Sparbücher mit prächtigen Zinsen.
Auf dieser Insel der Seeligen möchte keiner den anderen übervorteilen oder gar betrügen.
Aber so gerecht und ehrlich sie auch zueinander sind, immer wieder passiert es, dass ganz wenige von ihnen viel reicher werden und alle fast nichts mehr haben.
Gegen diesen unerklärlichen Verlauf haben sie aber eine einfache Lösung gefunden:
Am Ende eines Jahres werfen sie einen grossen Teil aller Vermögen auf einen Haufen und verteilen diesen wieder gerecht an alle. Das nennen sie "Umverteilung".
Der Gestrandete wundert sich über diesen ungewöhnlichen Brauch und fragt, wie sie auf diese seltsame Idee gekommen sind.
Sie erklären, dass in grauer Vorzeit ein Prophet bei ihnen gelandet war und ihnen dieses Vorgehen als für ihren inneren Frieden enorm wichtig empfohlen hat.
Da erinnert sich der Gestrandete dunkel, dass er in der Schule ähnliches gelernt hatte: in vielen alten Kulturen war es üblich gewesen, entstandene Ungleichheit regelmässig auszugleichen, Namen wie Symposion oder Jubeljahr tauchen in seinem Gedächtnis auf.
Und wirklich erlebt unser Gestrandeter den Frieden, die Ruhe und Ausgeglichenheit der Inselbewohner als Beweis für die mächtige Wirksamkeit dieser seltsamen Umverteilung. Er denkt: "Das ist ja wirklich wie auf einer Insel der Seeligen hier, ganz anders als in meinem Heimatland, wo Gier, Hektik und Mißgunst herschen."
Falls er durch glückliche Fügung jemals wieder in sein Heimatland zurückkehren könnte, dann würde er seinen Volksvertretern unbedingt eine ähnliche Vorgangsweise empfehlen.
Nach einigen glücklichen Jahren, die er noch auf der Insel der Seeligen verbringen darf, erscheint eines Tages ein silbernes Boot am Horizont, das ihn schließlich an Bord nimmt und nach langer Fahrt in sein Heimatland zurück bringt.
Einerseits ist er jetzt froh, wieder zu Hause zu sein, andereseits ist er entsetzt, wie sich die Lage in seinem Land verschlechtert hat: Viele Leute sind völlig verarmt, auch seine Brüder, Schwestern und Freunde. Er wundert sich auch über hohe Mauern mit vielen Wächtern an Orten, mit denen sich wenige Reiche aus Angst vor den Armen schützen wollen und die vielen schwer bewaffneten Polizisten, die ängstlich die jammernden Armen von Verzweiflungstaten abhalten müssen.
So sucht er um Audienz bei seinen Volksvertretern an. Als er endlich vorgelassen wird, berichtet er ihnen über seine Erlebnisse auf der Insel der Seeligen und schlägt ihnen diese regelmäßige Umverteilung zur Wiedererlangung des inneren Friedens vor. Doch da brechen die Volksvertreter in ein verzweifeltes Lachen aus. Sie sagen, dass so etwas bei ihnen gänzlich unmöglich sei. Das von ihnen vertretene Volk bewundere die Reichen und verehre sie besonders intensiv. Viele Arme glaubten in ihrer Verblendung, Vermögen sei sakrosankt. Daher dürfe man niemandem etwas wegnehmen. So sehr wünschen auch die Armen, den Reichen ähnlich zu sein, dass sie jegliche Umverteilung als undenkbar und sogar sündhaft ablehnen.
Dabei geraten immer mehr Menschen in bittere Armut. Manche von diesen Unglücklichen versuchen mit Gewalt, anderen ihr Eigentum zu entreissen. Leider sind das meist ähnlich Arme wie sie selbst, da die Reichen in ihren sicheren Schlössern hinter den hohen Mauern für sie unerreichbar sind. Aber die Reichen werden immer gieriger. Sie versuchen durch unredliche Machenschaften, noch mehr Vermögen anzuhäufen. Sie verlangen von den Armen immer höhere Mieten und Zinsen, zahlen immer geringere Löhne, bedrohen manche Beamte, um noch mehr Vorteile zu erlangen. Mächtige Reiche bestechen sogar Volksvertreter diese Gesetze zu beschließen, die es ihnen erlauben, die Armen noch mehr auszubeuten.
Den Reichen gelingt es immer mehr, Vermögen als heilig und die Ungleichheit als naturgegeben und von Gott gewollt hinzustellen. Daher traut sich kein  Volksvertreter, mutig geeignete Naßnahmen gegen die immer stärker wachsende Ungleichheit zu ergreifen.
Und so kommt es schließlich zu einem fürchterlichen Bürgerkrieg, bei dem alle Reiche und viele Arme ihr Leben verlieren. Und wenn die wenigen Überlebenden nicht auch schon gestorben sind, dann leben sie heute noch - aber nur mit regelmäßiger Umverteilung wie auf der Insel der Seeligen.

Wenn du auch überleben möchtest, dann kannst du dir hier ein paar neue Fakten holen und praktisch ausprobieren, wie Umverteilung funktionieren könnte:
https://rnagler.shinyapps.io/wohlstandshinydashboard/
 

Donnerstag, 14. Oktober 2021

Beurlaubte Prätorianer - ein Dramolett aus alten Zeiten

Im finsteren Apodyterium (Umkleideraum) der Caracalla-Thermen in Rom.
Zwei Prätorianer in makelloser Toga Praetexta im Gespräch.

ERSTER PRÄTORIANER: Was machst denn du hier?

ZWEITER PRÄTORIANER: Urlaub. Und du?

ERSTER PRÄTORIANER: Auch Urlaub. Ganz ungewohnt. Im Moment braucht man uns halt nicht.

ZWEITER PRÄTORIANER: Wir waren Tag und Nacht unterwegs für die gute Sache. An Schlaf war nicht zu denken. Soweit wie wir bin ich echt noch nie gegangen!

ERSTER PRÄTORIANER: Wer zahlt schaft an. ich liebe das!

ZWEITER PRÄTORIANER (erinnernd): "Danke für Österreich heute" - hat er zu mir gesagt - was gibt es schöneres!

ERSTER PRÄTORIANER (begeistert): Das waren schöne Zeiten, gemeinsam für ein höheres Ziel zu arbeiten. Es gab so viel zu tun. Täglich neue Aufgaben. Der Zweck heiligte die Mittel.

ZWEITER PRÄTORIANER (nachdenklich): Warum haben wir das alles gemacht? Ich hab bisher keine Latifundien gekommen, du vielleicht?

ERSTER PRÄTORIANER (überzeugt): Latifundien brauch ich keine, ich will was bewirken. Allein das Bewusstsein, für eine höhere Sache zu kämpfen, plötzlich Macht zu haben - eigentlich wie ein Rausch.


ZWEITER PRÄTORIANER (unsicher): Wenn sie dich in den Carcer Tullianus werfen?
Eine Kollegin von weiter unten haben sie schon eingesperrt...

ERSTER PRÄTORIANER: Die haben sie grad wieder freigelassen. Wird wahrscheinlich Kronzeugin.

ZWEITER PRÄTORIANER: Glaubst du, dass Kronzeuginnen dafür Latifundien kriegen? Ich denke, die ganz oben behalten ihre Latifundien. Leute wie wir kriegen vielleicht Orden und schöne Worte.

ERSTER PRÄTORIANER (stolz): Ist mir egal. Ich bin ein Profi. Ich weiss  immer, was von mir verlangt wird. Da brauch ich gar keine Befehle.
(seine Toga ablegend): Es ist erhebend, wichtig zu sein, mich unterzuordnen und für ein klares Ziel zu kämpfen. Zu gewinnen. Mitglied in einem so tollen Team zu sein. Unter so einer charismatischen Führung!

ZWEITER PRÄTORIANER (bereits nackt): Warten wir halt, bis man uns wieder braucht.

Beide gehen nachdenklich ab ins Frigidarium. Vorhang.


Quellen:


Samstag, 24. Juli 2021

Aldous Huxley Revisited

Aldous Huxley, (26 July 1894 – 22 November 1963)

Sommerlektüre abseits von der Tagespolitik, trotzdem erstaunlich relevant:
Viele kennen sein 1931 erschienenes Buch "Brave New World".
1958 evaluierte er in "Brave New World Revisited" die Fortschritte, die seit dem Erscheinen von "Brave New World" in Richtung dieses Szenarios gemacht wurden. Er meint, dass viele seiner Vorhersagen, die er damals für das Jahr 2540 machte, deutlich früher eintreffen werden.  
Bemerkenswert, wie viele seiner Aussagen auf die heutige Situation in Österreich oder gleich auf ganz Europa zutreffen.

https://en.wikipedia.org/wiki/Brave_New_World

Zum Nachlesen und downloaden:




Donnerstag, 1. Juli 2021

Grenzenloses Wachstum oder vernünftige Regeln?

Brauchen wir heute ökonomische Grenzwerte?

Dazu ein paar Fragen und Antworten:

Warum wird die Kluft zwischen den Reichen und dem Rest der Bevölkerung jetzt immer grösser? 

  1. Weil Vermögen sich schon auf Grund einer mathematischen Gesetzmäßigkeit an wenigen Stellen konzentriert.
  2. Zusätzlich nutzen Reiche ihren grösseren gesellschaftlichen Einfluss dazu, ihre Chancen auf weiteren Vermögenszuwachs zu verbessern.

Welchem mathematischen Gesetz folgt die Akkumulation von Vermögen?

Vermögenswerte entstehen durch exponentielle Wachstumsprozesse.
Beispiele für exponentielle Wachstumsprozesse sind:

  • Zinsen: Neues Vermögen = altes Vermögen * Zinssatz
  • Pandemie: Neue Anzahl Infizierter = Alte Anzahl Infizierter * Ansteckungsrate

Exponentielles Wachstum führt ganz automatisch zur Konzentration.
Die wenigen Gewinner müssen dazu gar keine Tricks anwenden, es geht ganz von selbst.

Bei exponentiellen Wachstumsprozessen gilt das Gesetz der Ergodizität NICHT,
das bedeutet konkret: der Mittelwert aller Vermögen zu einem Zeitpunkt verhält sich ganz anders als der Mittelwert einzelner Vermögen über die Zeitachse. Dadurch können die meisten einzelnen Vermögen über die Zeitachse sinken, obwohl der errechnete Mittelwert aller Vermögen zu einem Zeitpunkt zunimmt.

Was ist die Erklärung für dieses scheinbar unlogische Phänomen?

Das stark überproportionale Wachstum des Vermögens einzelner weniger treibt den Mittelwert aller Vermögen in die Höhe.
So steigt das Gesamtvermögen, obwohl das Vermögen der meisten Menschen weniger wird.
Trotz steigendem Bruttosozialprodukt kann das Einkommen der meisten Menschen sinken.
Die Behauptung "Wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es allen gut" gilt daher für die meisten Menschen nicht.

Die Konzentration von Vermögen folgt also einem mathematisch darstellbarbaren Naturgesetz.
Wir können das mit einer einfachen Tabellenkalkulation demonstrieren.

Kann man überhaupt etwas gegen Naturgesetze tun?

Menschliche Gesellschaften haben schon immer Regeln definiert, die die Wirkung von Naturgesetzen erfolgreich regulierten.
Oft wurden zulässige Grenzwerte festgelegt, um Kooperation und Zusammenleben zu erleichtern.
Viele dieser Grenzwerte erscheinen uns heute als nützliche und selbstverständliche Spielregeln, die Naturgesetze regulieren: 

  • Schwerkraft:
    • Maximale Personenanzahl in Liften oder Autobussen
    • Maximale Traglast von Brücken oder Kränen
    • Maximal zulässige Höchstgeschwindigkeit eines Fahrzeugs

  • Fliehkraft:  
    • Maximal zulässige Drehzahl

  • Bauordnung:
    • Maximal zulässige Bauhöhe
    • Maximal verbaute Grundfläche
    • Mindestabstand zum Nachbargrundstück

  • Gesundheit:
    • Maximaler zulässiger Alkoholgehalt im Blut eines Verkehrsteilnehmers
    • Maximal zulässiger Schallpegel
    • Maximal zulässige radioaktive Strahlung
    • Maximal zulässiger Ozonwert
    • Maximaler Schadstoffausstoss eines Kraftfahrzeugs

  • sogar in der Ökonomie wurden einige Grenzwerte festgelegt:
    • Mindestlohn
    • Mindestbeitragsgrundlage
    • Maximaler Lohnsteuersatz
    • Existenzminimum

Was ist das Gemeinsame all dieser Regeln?

Alle diese Grenzwerte regulieren Abläufe, die bekannten Naturgesetzen folgen.
Ohne leitende Regeln der Gemeinschaft würde der freie Lauf mancher Naturgesetze Schaden anrichten.
In der Ökonomie ist das Naturgesetz bis heute leider weitgehend unbekannt, dass unreguliertes exponentielles Wachstum automatisch zur Vermögenskonzentration bei wenigen Superreichen und damit langfristig zur Verelendung aller Anderen führt. Aber mmer mehr Wissenschafter erkennen jetzt dieses Naturgesetz, unter anderem Ole Peters.

Warum ist dieses Naturgesetz relativ unbekannt?

Weil die raditionelle Ökonomie heute immer noch tonangebend ist und sich stark an neoliberalen Modellen orientiert (Hajek, Mont Pelerin Gesellschaft). Diese alten Modelle basieren auf der falschen Annahme der Ergodizität von Wachstumsprozessen.

Welche zulässigen Grenzwerte wird jemand fordern, der das Naturgesetz exponentiellen Wachstums verstanden hat?

Wie können diese Grenzwerte durchgesetzt werden?

Ganz einfach durch gerechte Erbschaft-, Einkommen- und Vermögensteuern.

Wurde so etwas schon einmal erfolgreich umgesetzt?

Natürlich: zum Beispiel im New Deal Roosevelts und nach dem 2. Weltkrieg auch in Europa.
Bereits in der griechischen Antike kannte man den σεισάχθεια Schuldenerlass, der die Konzentration von Vermögen regelmäßig begrenzte. Auch die Israeliten waren durch das Rechtsinstitut des Erlassjahrs verpflichtet, alle 49 Jahre ihren untergebenen Volksangehörigen einen vollständigen Schuldenerlass gewähren.
Generell wurden solche die Vermögen regulierenden Maßnahmen oft nach Krisen durchgesetzt.
Thomas Piketty hat darüber in seinen 2 Büchern viel Material  publiziert.

Warum gibt es dann heute keine ausreichenden Regeln mehr?

Weil sich ab den 1980er Jahren koordinierte neoliberale Strömungen durchgesetzt haben. Die meisten sozialdemokratischen Parteien haben sich aus Angst vor Machtverlust diesen Strömungen unreflektiert angeschlossen und damit ihre traditionellen Ziele verraten. Viele traditionell neoliberal ausgebildete Wissenschafter beraten die Regierungen und verhindern damit dringend notwendige Reformen und Gesetze.

Was ist also heute zu tun?

  1. Gegensteuern durch gerechte "Steuern", die grenzenlosen Reichtum und dadurch Machtkonzentration bei Wenigen und Verarmung von Vielen verhindern.
  2. Für demokratische Entscheidungsprozesse, Gleichbehandlung und Gerechtigkeit eintreten. Nicht nur ökonomisches Kapital, auch soziales Kapital (Beziehungen) und kulturelles Kapital (reiche Kinder bekommen bessere Ausbildung) sind heute extrem ungleich verteilt.


Freitag, 18. Juni 2021

Die Selbstgerechten - Sahra Wagenknecht

Wir wollen das Buch eingehend diskutieren.
Hier eine Zusammenfassung als pdf

Hier die Zusammenfassung mit nummerierten Folientiteln und Statements als pdf
zum Ausfüllen des Bewertungsbogens über diesen Link
bis 25.6.2021

Hier die Auswertung dazu als googleSheet

Dienstag, 15. Juni 2021

Material zum Zweiten Konvivialistischen Manifest

 Als Unterlagen für Freitag, 18.6. stelle ich folgende Downloads zur Verfügung:

  • deutscher Text als pdf
  • grober Überblick als pdf

Dienstag, 16. März 2021

Gefangen in der Möbius Schleife

Dramolett aus ferner Zukunft
(mathematisch gesehen ist die Möbius Schleife eine nicht-orientierbare Mannigfaltigkeit)

(Der Vorhang geht auf und zeigt eine Weinhandlung im achten Wiener Gemeindebezirk, Freitag, 27.3.2026 gegen 19:40. Innen sitzen einige gut situiert aussehende ältere Menschen um einen langen Tisch und diskutieren angeregt. Wasser- und Weingläser, einige offene Weinflaschen stehen herum.)

(Draußen in der Kälte gehen zwei zerlumpte Arbeiter langsam vorbei):
ERSTER ARBEITER: Schau, da drinn sitzen unsere Eliten und saufn.
ZWEITER ARBEITER: Die Toskana-Fraktion gibt's oiso imma no!
(gehen langsam weiter)

(Drinnen im gut geheizten Verkaufsraum):

DER VERLEGER (blickt aufmunternd in die Runde): Ich freue mich, euch nach langer Pandemie zu unserer 235. Sitzung endlich wieder körperlich begrüssen zu dürfen. Wenn Ihr einverstanden seid, dann referiere ich ca. 20 Minuten über Gernot Böhmes ästhetischen Kapitalismus. Dann haben wir auch noch genug Zeit, alles andere zu besprechen.

DER LUNGENFACHARZT (wichtig): bin gerade bei den Bauernkriegen, frz. Revolution, 1848, russ. Revolution, dt. und österreichische Sozialdemokratie, 1968 und Folgen, konservative Restauration und jetzt, jetzt, jetzt ist das grobe Konzept!

DIE SCHULDIREKTORIN: Es wird notwendig sein, die Migrationsfrage und die der patriarchalen Strukturen in Wien anzugehen, so sehen das viele in der SPÖ.

DER INFORMATIKER AUS DEM UNTERRICHTSMINISTERIUM: Wir wollen mit den sozialdemokratischen Kräften in unserem Land eine Politik unterstützen, die die Fundamente der sozialen Gerechtigkeit, des sozialen Ausgleichs und der sozialen Sicherheit eines jeden Individuums, der in unserem Land Österreich ein Zuhause sucht oder eines gefunden hat.

DER METALLURGE (nickt zustimmend, dann): Ja, da bin ich dabei!

DER LEHRER DER KRANKENSCHWESTERN (selbstkritisch): Ich möchte gerne mitreden, gebe jedoch zu Bedenken, dass meine Gedanken nicht wirklich politisch korrekt sein können, weil ich irgendwann aufgegeben habe, mich politisch zu interessieren.

DIE KUNSTHISTORIKERIN (stolz): Ich bin bereits als Bloggerin aktiv!

DIE SÄNGERIN (eifrig): Außerdem gibt es meiner Meinung nach ein noch viel wichtigeres, ja, überlebenswichtiges Problem, das eher unsere gesamte Aufmerksamkeit beanspruchen sollte - die Klimakrise.

DER VERLEGER (lächelnd): Das Wort "Klimakrise" hätte Karl Kraus mit Hohngelächter bedacht. Es gibt eine Menschen- und Institutionenkrise, aber dem Klima ist das egal.

DER BÄRTIGE SEGLER (wissend): im neoliberalen Sprachgebrauch heisst "public/private partnership", dass der Staat zahlt und private Unternehmen daran verdienen, man kann aber auch Umverteilung dazu sagen.

DER SYSTEM INTEGRATOR (hebt widersprechend die Hand): Dazu gehört auch der Begriff Neoliberailsmus näher betrachtet, um nicht alles, was damit in Verbindung gebracht wird, reflexartig abzulehnen.

DIE MUSEUMS-KURATORIN (mit Nachdruck): Du hast sicher mehr Erfahrung, ich möchte auch niemanden blockieren, nur ich persönlich möchte keine neo-liberalen Kräfte in Österreich unterstützen.

DER NUKLEARMEDIZINER (kritisch): Dass die Grünen alles andere als links sind (auch wenn sie versuchen z.B. in Wien das vorzugeben) zeigt sich besonders gut daran, wie sie in der Frage der von der SP verlangten Erhöhung des Arbeitslosengeldes agieren. Nur Almosen haben sie den Arbeitslosen zu bieten. Beschämend und entlarvend.

DER VERLEGER (nachdenklich): Ja, dann müssen wir uns Maßnahmen überlegen. Wenn wir seinerzeit der SPÖ beigetreten wären, dann hätten wir im Fall des Falles austreten können.

DIE SÄNGERIN (entschlossen): Warum starten wir nicht eine Petition für den Rücktritt von Kurz?

DIE KUNSTHISTORIKERIN (mutig): Ich wette ebenfalls auf Sturz des Kurzkanzlers! Haben wir da einen konkreten Plan?

DER INFORMATIKER AUS DEM UNTERRICHTSMINISTERIUM (mitfühlend): In diesem Kontext kann PRW nichts anderes tun als ihre Bereitschaft zu zeigen. Sie ist meiner Meinung nach in eine Situation geraten in der sie nicht anderes kann als mitarbeiten.

DIE LEHRERIN (zustimmend): Ich finde das Hinhacken auf Rendi-Wagner in dieser Sache auch nicht gut!

DER METALLURGE (warnend): Wenn sie diese (nicht sehr große) Chance verpasst, wird unser Engagement noch wichtiger!

DIE INTERNISTIN (kritisch): Wir werden wahrscheinlich austreten, wenn die SPÖ  diesem Gesetz zustimmt.

DIE KUNSTHISTORIKERIN (abwägend): Toll, aber ich finde das Wort "links" sollte ersetzt werden zB. durch "soziale Kräfte". „links“ schreckt viele ab - denke ich.

DIE SCHULDIREKTORIN (bestimmt): Der Islam war die Religion eines Warlords, der begann, die vom römischen Reich verlassenen Regionen, zu erobern, seine Nachkommen den  gesamten Mittelmeerraum.  Und es blieb eine Eroberer- Religion, die sich die Welt bis heute untertan machen will.

DIE GESUNDHEITSPSYCHOLOGIN (kämpferisch): Auch die, die “immer“ schon da sind, müssen sich in die „neue“ Einwanderungsgesellschaft integrieren, Macht abgeben (ich sage dazu: besonders die Frauen) und Dinge anders machen, als sie immer schon so „bei uns“ gemacht wurden.

DER LUNGENFACHARZT (entrüstet): ich bekomme zu viele mails, mit denen ich nichts anfangen kann!

DER BÄRTIGE SEGLER: Wer hat die Folien zu meinem Referat, die ich gestern abend nochmals per email an alle versendet habe, noch immer nicht bekommen?

DER LUNGENFACHARZT (zusammenfassend): Die heutige Sitzung war gut besucht und von Stellungnahmen zum bedingungslosen Grundeinkommen geprägt.

ALLE TEILNEHMER (zufrieden murmelnd): Das war wieder einmal eine gute Sitzung. Wir sind auf dem richtigen Weg zur Erneuerung der Sozialdemokratie!

DER LUNGENFACHARZT (nachdenklich, leise): Ich selber habe noch nie einen Arbeiter gesehen... (bemerkt jetzt zwei dunkle Schatten vor der Weinhandlung)

(Draußen im kalten Nieselregen vor der Weinhandlung wieder die zwei zerlumpten Arbeiter):
ERSTER ARBEITER: Wast du wo ma was zum Essen kriagn oder übernachten kennan?
ZWEITER ARBEITER: Ob die da drin uns helfen?
(beide gehen kopfschüttelnd ab.)

(Vorhang)

Handlung, Personen und Orte sind frei erfunden.
Jede Ähnlichkeit mit realen Personen ist rein zufällig.

Quellen:
Originalzitate aus Chat-Protokollen und email,
https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%B6biusband
https://de.wikipedia.org/wiki/Endlosschleife
https://de.wikipedia.org/wiki/Arbeiter

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